Text für einen Künstler-Flyer/anlässlich einer Berliner Ausstellung

Kunst kommt bekanntlich nicht von Können

Christine Sinners Kunst ist das Zulassenkönnen.

Seit 1991 versucht sie sich in unterschiedlichen künstlerischen Techniken und lässt sich von zerfließenden Farben beim Aquarellieren, vom Modellieren mit Ton, von Radierung und Buchbinden inspirieren. Der erste Kick kam beim Filzen: Der Wollbrei hatte sie beeindruckt ­ nicht, weil sie sich mit Beuys beschäftigte ­ sie war von der Wandlungsfähigkeit des wolligen Materials begeistert. Im nassen Zustand ist es formlos, getrocknet wird daraus Stoff, Struktur und schließlich Form. Und: Ein Brei aus Kleister wird durchs Trocknen alles Mögliche...Zu Klebstoff und Papier hatte Christine Sinner bereits als Verpackungskünstlerin große Affinität ­ hinein in den Kleisterbrei also, was ihre Sammlung aus Wellpappen, Papier, Wolle, Blütenblätter, filigranen Baumrinden und anderen Naturfasern hergab. Mit anderen Worten: »Papier ist mein Werkstoff« - das stand für sie bald fest.

Amorphes, Unförmiges also, braucht Gestalt, um zu bestehen: In Formen geschöpft, verwandelte sich ihr Kleistebrei zu Schalen und Objekten - gepresst zu Papier. Was dabei noch zu entdecken war: Je unterschiedlicher die Zutaten, desto eigenwilliger Struktur und Farbe des Produkts. So wurde Kleister zunächst zum eigenständigen Werkstoff geadelt, um bald wieder als Mittel dem Zweck zu dienen. Für die Collage nämlich. In die fügte sich auch das handgeschöpfte Papier als Bestandteil. So wurde folgenreich gemixt, getrennt, hinzugefügt, zusammengeklebt, verkettet. »Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt, kriegt augenblicklich Junge« - was durchaus, frei nach Wilhelm-Busch, auf Sinner‘sche Kettenreaktion zutrifft.

Nach Entdeckung von FORM also nun die FLÄCHE als Collage: was sich zuvor mühelos mehrdimensional entwickelte, brauchte jetzt neue Gestaltungsideen, sprich FARBE, aber auch STRUKTUR. Durch ein MEHR an unzähligen Zutaten machten das möglich, vor allem auch ihre Erfahrungen bei der Arbeit mit Pappmache. Die motivierten und machten frei für Experimente mit anderen Techniken und Malmitteln, mit Tusche und Aquarell. Wobei hier das WENIGER künstlerisch erfolgreicher ist. Auch andere Vorgänge ließen überraschende Formen auf Flächen entstehen.

Fortan versetzte jede Entdeckung die Künstlerin in einen Rausch des Experimentierens: Farben zerflossen mal auf dickem Papier, mal auf der hauchdünnen, japanischen Schwester und nahmen durch den Trocknungsprozess zwanglos Gestalt an. Fetzen flogen und wurden zu Fläche und From, Produkt verwandelte sich in Werkstoff und Werkstoff zu Produkt. Die Dimensionen erweitern sich in zunehmendem Maße ­ und mit ihnen Christine Sinners mutige künstlerische Ambitionen.

 

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